Besuch Spahn Badelster 190828

Gesundheitsminister will und muss das bestehende System umkrempeln

Spahn im Dialog mit Gesundheitsbeschäftigten

Bad Elster. Zum allerersten Mal war in dieser Woche der Bundesgesundheitsminister im Vogtland zu Gast. Jens Spahn kam im Rahmen seiner Bürgerdialog-Tour durch Sachsen auch ins Sächsische Staatsbad. Eingeladen hatte CDU-Landtagsmitglied Andreas Heinz, der gemeinsam mit dem Uniklinikum Gustav Carus in Dresden einen Modellstudiengang auf den Weg brachte, um junge Leute als Mediziner langfristig in den ländlichen Räumen zu etablieren. Bevor Minister Spahn das Wort ergriff, stellte Prof. Dr. med. Michael Albrecht, der Medizin-Vorstand des Dresdner Uniklinikums, den Modellstudiengang vor, der vor einem Einbiegen ins Medizinstudium ein einjähriges duales, in der Region verortetes Studium vorschaltet, um besseren Zugang zum schwer zu erreichenden Medizinstudium zu bekommen. „Wir versuchen so, weg zu kommen von der reinen Orientierung auf die Abiturnote“, so Prof. Dr. Albrecht.

Dann versuchte Jens Spahn, die Basis seines Handelns als Minister zu verdeutlichen. „Gesundheit und Pflege braucht viel Vertrauen. Es gab viele Vertrauensverluste in der Vergangenheit in ganz vielen Feldern. Diese Verluste passieren oft dort, wo es in den Kern der staatlichen Funktionsfähigkeit geht“, so Spahn und führt als Beispiele an, dass Frustration entstehe, wenn Arzttermine zu lange dauern oder illegale Grenzübertritte nicht geahndet würden. Zudem müsse man miteinander wieder besser umgehen. „Manchmal hilft es, auch mal eine Sekunde zu unterstellen, dass der Andere ja auch Recht haben könnte“, erntete der Minister zustimmendes Lachen, der nicht müde wurde, darauf zu verweisen, dass man immer nach Kompromissen suchen müsse – das gelte auch für ihn selbst in seiner Arbeit. Er erinnerte an viele Diskussionen zu sehr kontroversen Themen wie Organspende oder der Impfpflicht für Kita- und Schulkinder.

Sein Ministerium habe – trotz der Zuständigkeit der Bundesländer – den Modellstudiengang für Ärzte im ländlichen Raum unterstützt. „Weil der Ansatz für den Studiengang neu ist und helfen kann, neue Ärzte aufs Land zu bringen – übrigens nicht nur in Sachsen und dem Vogtland, sondern beispielsweise auch in meiner westfälischen Heimat“, so Spahn. Er betonte, dass für den benötigten Pflegekräfte-Aufwuchs Geld im Bundeshaushalt eingestellt sei. „Nun gilt es, die Ausbildungszahlen zu steigern. Dazu trägt auch bei, dass ab Januar nirgendwo mehr Schulgeld für die Pflegeausbildung gezahlt werden muss“, sagte Spahn und musste auf Nachfrage aus dem Publikum eingestehen, dass dies leider noch nicht bei allen Gesundheitsberufen der Fall sei – wie eben bei Physiotherapeuten in Sachsen.

Weiterer Schwerpunkt sei für ihn die Digitalisierung – von Telemedizin bis zur digitalen Krankenakte. „Nirgendwo wird heutzutage so viel gefaxt wie im Gesundheitswesen“, stellte Spahn fest. Dass die digitale Krankenakte komme, sei unstrittig. „In zwei, drei Jahren müssen wir das haben und dazu ein sicheres Netz. Das ist allemal besser, als das Know-how von amerikanischen Groß- oder chinesischen Staatskonzernen einzukaufen und auf Servern dort zu arbeiten“, mahnte der Gesundheitsminister. Mit den rund hundert Besuchern seiner Veranstaltung diskutierte Spahn dann die Probleme der Branche – vom elektronischen Rezept über aktuelle Abrechnungsmodalitäten für Krankenhäuser bis hin zur noch immer ausstehenden gleichen Bezahlung für Mediziner und Pflegekräfte in Ost und West.